Atlantiküberquerung
Benu gibt sein Kommando um 10:00 Uhr. Leinen los. Adieu Mindelo, Atlantik wir kommen. 2100 sm vor uns!
Wir sind endlich los gesegelt. Benu und ich sind glücklich, dieses Abenteuer vor uns zu haben.
1. Tag
Nebst dem Etmal von 130sm gibt es nicht viel positives zu berichten!
Wind , wenn er da war immer zwischen 6 und 7Bf. Anfangs hatten wir Flauten, wechselnde Winde von allen Seiten. Zeitweise Wellen bis zu 3 Metern aus Nord und Süd. Es war wie in einer Waschmaschine. Nun haben wir Welle aus Nordost und eine Welle aus Nord. Gegessen wird im Stehen, in der einen Hand die Gabel mit der Anderen an irgendwas festhaltend direkt aus der Pfanne.
Geschlafen haben wir wenig. Moral an Bord trotzdem gut.
Etmal: 130sm
2. Tag
Wir kämpfen immer noch mit Wind und Wellen.
Unser nur ab und zu funktionierender Computer lässt uns aber mehr zur Weissglut treiben, als alles Andere. Bin froh, dass Benu ihn nicht schon lange über Bord geschmissen hat. Mann über Bord Übung würde dann lauten: Computer über Bord - ohne Rettungseinsatz!
Etmal: 140sm
3. Tag
Wir kommen zügig voran. Um die 20 Kn Wind aus SE und Wellen schräg von Achtern lassen uns mit 6-7 Knoten Fahrt dahin zischen. Die Quo Vadis bewegt sich etwas schaukelnd in der See - und wir an Bord. Unser Etmal kann sich sehen lassen. 153,7sm in 24 Stunden. Unser Boot zischt regelrecht nach Guadeloupe.
Etmal: 153,7sm
4. Tag
Heute Nacht haben wir die 400 Meilen Marke passiert. Es bläst ordentlich von hinten. Bis 20 Knoten Wind. Bei diesen Bedingungen segelt es sich mit Genua und Sturmfock, beide ausgebaumt in Schmetterlingsstellung, wahnsinnig schnell = Passatbesegelung. Unser zweiter gekaufter Spibaum hat sich bereits ausbezahlt.
Letzte Nacht war die schöne Segelei für kurze Zeit erstmals vorbei. Die Segel schlugen hilflos, der Wind kam plötzlich von vorn. (Wechselnede Winde unter einer tiefliegenden Regenwolke, Squolls). Benu startete den Motor und ich war schlagartig wach. Wir holten die Genua rein und fuhren mit der Sturmbesegelung weiter. Ein erster kurzer Regenschauer erreichte uns mitten in der Nacht - In der Morgendämmerung schickt uns die Sonne wieder ihre angenehmen wärmenden Strahlen.
Etmal: 135,3sm
5.Tag
Die Wellen steigen gelegentlich von hinten ans Boot, selten, dafür um so heftiger. Immer wieder finden wir morgens tote fliegende Fische an Bord, welche den Flug über die Quo Vadis nicht geschafft haben. Heute waren es deren sechs.
Etmal: 142sm
6. Tag
Heute Nacht haben wir unser zweites Schiff auf unserer Strecke gesehen. Gegen Mittag umkreisten uns zwei Vögel. Etwa mövengross, jedoch schwarz mit roten Schnäbel. Eine willkommene Abwechslung!
Süsswasserduschen gibt es nicht während der Atlantiküberquerung. Geduscht wird mit ozeanblau direkt aus dem Schlauch hinten auf dem Deck- Sparsames einseifen verhindert das Abrutschen auf dem Arsch.. und festhalten!!
Heute haben wir die Bordzeit um eine Stunde zurückgestellt. Schliesslich segeln wir gegen Westen. Da fangen die Tage immer früher an. Wir gehen also mit der Zeit, nicht wahr?
Etmal: 138sm
7. Tag
Es ist neun Uhr und wir haben schon 30° C im Cockpit. Fahrt 6,1 Kn. Super Segelbedingen, wenn da nur diese Schaukelei nicht wäre - und Benus Kopfschmerzen. Heute habe ich ein Brot gebacken. Nicht so einfach auf einem schaukelnden Schiff - wie alles andere auch. z.B. beim Teekochen heisst es festhalten bis das Wasser kocht und dann in einem günstigen Moment kochendes Wasser in die Thermoskanne giessen. Fertig ist der Nachttee.
Etmal: 149sm
8. Tag
Mit 25 -30 Knoten Wind und diesen riesen Wellen, mit zwei ausgebaumten Passatsegel müssen wir den Wind exakt von Achtern haben. Unsere Quo Vadis lernt fliegen.
Am Mittag haben uns ein paar Squalls im //"Bündel"// in Atem und der Regen uns feucht gehalten. Kostenlose Süsswasserdusche, was will man mehr.
Wiederum wird die Zubereitung des Kartoffelgratins - zu einem wo sich Festhalten - Prozedere, bis dann schlussendlich alles in die Gratinform gefüllt ist! Jetzt ab in den Ofen.
Etmal: 158sm (REKORD)
9. Tag
Heute haben wir die halbe Strecke geschafft. 1075sm. Die Wind Vorhersagen sind gut. Konstante 18 Knt., wie bisher und aus der gleichen Richtung. Also, wir segeln den richtigen Kurs um schnell ans Ziel zu kommen. Wir Glückspilze freuen uns über den konstanten Wind. Die schöne Atlantikwelle haben wir bis jetzt noch nicht gesehen. Gibt es die überhaupt. fragen wir uns? Aber der Weg ist noch weit. Unsere Entscheidung heute, zuerst Barbados anstatt Guadeloupe anzusteuern, lässt unsere Herzen höher schlagen. Der Weg ist das Ziel, wie wahr!
Etmal: 151sm
10. Tag
Wind ist seit heute Morgen wieder besser. So um die 18 Knoten. Laufen mit konstanten 7 Knoten dem Ziel entgegen. Wahnsinn. Haben am zweiten Tag Segel gesetzt und bis heute nie mehr eine Schote berührt
. Der Passat unser Freund! Die Wellen sind etwas weniger geworden, nur noch etwa zwei Meter
Die gewählte Route bringt uns konstanten Wind aus Ost-Nord-Ost und das ist gut so.
Heute backen wir Brot und kneten was das Zeugs hält - Kuchenteig und Brotteig. Benu ist ein folgsamer Lehrling und knetet den Teig wie ein Profibäcker. Den Kuchenteig in den Kühlschrank zum Ruhen - Brotteig zum Aufgehen in den Backofen. (Noch kalt)
Plötzlich setzt heftiger Regen ein - nach getaner Arbeit eine angenehme Warmwasserdusche von oben, so schön!
Etmal: 144sm
11. Tag
Wir prüfen jeden Tag das Wetter über Funk. Zusätzlich werden wir von zwei Wetterpropheten, Erich und Christian, bestens beraten.
Eigentlich haben wir eine super Phase und kommen mit Wind und Wellen immer näher unserem Ziel entgegen. Kurz erwähnt: Mit unserem Start in Mindelo, Kap Verde am 20.11.2015 haben wir das richtige Zeitfenster gefunden.
Das Wetter wird immer heisser und schwüler, Wassertemperatur 29,4°C.
Jeder Lufthauch verspricht eine angenehme Abkühlung, na ja, wenn man das noch Abkühlung nennen kann. Aber wir beklagen uns nicht und geniessen weiter.
Etmal: 151sm
12. Tag
Mal vorab genommen. Wir faulenzen nicht nur auf dem Segelschiff. Es gibt immer irgendwas zu tun. Grad eben hat die Lampe in der Küche den Geist aufgegeben. Für Elektrofachmann Benu null Problemo, diese Reparatur vorzunehmen.
Mit Krafttraining tun wir was für unsere Gesundheit und Mobilität, den Krafttraining stärkt die Muskulatur, die bei einem langen Segeltörn ohne grosse Bewegungen schon leiden. Also probieren wir unsere Beweglichkeit und Muskelmasse optimal zu trainieren. Bei dieser Schaukelei gar nicht so easy. Im Salon auf dem Boden liegend, eingeklemmt zwischen Tisch und Sitzbank vollziehen wir unsere Übungen. Das Nachdehnen bringt den Muskel wieder in Ausgangslänge und verhindert so Muskelverkürzungen. Das alles passiert im Cockpit, festhaltend an Griffen, im Einklang mit den Schaukelbewegungen des Schiffes.
Bizept Training erfolgreich beendet und das Kneten des Kuchenteigs war für mich ein Leichtes. Der Apfelkuchen ist fertig - rein in den Ofen damit.
Etmal: 150sm
13. Tag
Gestern Abend hatten wir traumhafte Segelbedingungen. Die Wellen haben sich fast flach aufs Wasser gelegt, ein leichter Windhauch von 4 Beaufort beförderte uns wie auf Schienen in die Nacht hinein. Wie Zug fahren, nur viel schöner. Unterm Sternenhimmel wurde der Apfelkuchen verspeist, dazu haben wir ausnahmsweise ein Glas exellenten Weisswein genossen. Geht´s uns gut!!!!
Etmal: 128sm
14. Tag
It´s raining Cat´s and Doc´s sagen die Amerikaner, oder sind es die Engländer? Egal, wir Bärner sagen: Es schifft in Bindfäden. So geschehen gestern in der Nacht. Während ich in der Koje herrlich schlafe, kämpft Benu draussen mit viel Regen, Wind und Wellen und wird dabei pudelnass. Alles halb so schlimm, die Temperaturen sind angenehm und freundlich.
Der Wind hat aufgefrischt, jetzt können wir wirklich zügig segeln. Die Welle baut sich recht schnell an und bricht regelmässig. Aber alles kommt von hinten. Mit unserer Schmetterlingsstellung der Segel ist es für den Atlantik ein leichtes mit uns ihr Schaukelspiel zu treiben. Wir rollen so zu sagen unserem Ziel entgegen.
Wow! Ein unbeschreibliches Gefühl sprudelt in uns über. Nach 14. Tagen,
3 Stunden und ein paar Minuten und nach 2057 Seemeilen, ohne Zwischenstopp, machen wir die Leinen im Hafen von Bridgetown fest. Neue Farben mischen sich in unser Weltbild, nachdem alles nur aus Blau, Weiss und Grau zu bestehen schien. Der Atlantik hatte die unterschiedlichsten Farbkonstelationen. Ausser Wasser und zwei Schiffe gab es nicht viel zu sehen. Aber nie war es langweilig. Zwei Wochen ohne Land in Sicht, auf wackeligem Boden. Da brachte Benu und ich schon einen gewissen Respekt mit.
Jetzt freuen wir uns auf die neue Kultur und deren Menschen, weil es da wieder viel zu entdecken gibt. Wir sind angekommen!!!!!!
Etmal: 157sm
Der Passat war die ganze Distanz unser Freund. Ohne Unterbruch hat er mit 15-25kn Wind geblasen. Manchmal, aber nur selten waren 30kn.
Die Wellen sind noch steigerungsfähig! Die schöne, langezogene Atlantikwelle blieb Manglware. Oft war es eine Kreuzsee, mit Wellen aus unterschiedlichen Richtungen - nicht sehr angenehm!
Unheimlich was so ein Schiff aushalten muss. Unsere Rassy hat dies ohne Probleme geschafft. Einzig die Küchenlampe hat sich mit Rauch und Gestank verabschiedet. Sonst, keine durchgescheuerte Leine, einfach nichts - Wir könnten heute gleich wieder los!
Details für den Statistiker:
Zurückgelegter Weg: 2057sm
Reisezeit: 14 Tage 3 Stunden
Durschnittlicher Speed : 6.068 Knoten
Betrieb Motor: 4 Stunden
Betrieb Generator: 10h
Energeieverbrauch für die Verlegung unseres Ferienhauses von Cap Verde nach der Karibik: 26 Lt. Diesel
Schöne Geschichte!